Dienstag, 20. Mai 2014

Kleben, Schrauben und Gewichte

Montag 4Uhr aufstehen.
Keine Zeit für mich Langschläfer.
Das ist mitten in der Nacht.

Aber muss ja.

So stand ich dann Montag früh um sechs in der Werkstatt.
Zunächst ging es in den Rohbau.
Hier werden aus Platten, Blechen, Winkeln und anderen Teilen Möbel, Wände und sonstige Einbauten für das Flugzeug gefertigt.
Nicht ganz trivial, aber man macht sich dabei auch nicht tot.
Hat ja alles seine Zeit.

Ab Dienstag ging es in die sogenannte Streuung. Dort wird das Teil zusammengebaut, ob alles passt, dann wieder zerlegt, damit die Elektrik, die Oberflächen und Zubehörteile eingearbeitet werden können und auch Zulieferteile werden in Empfang genommen. Ist dann alles wieder soweit da, wird erneut zusammengebaut und getestet, sowie abgenommen zum Einbau.
Hier durfte ich dann schrauben, feststellen, dass Teile nicht passen und andere Teile nicht in Ordnung sind.

Zwischendurch stand auch noch ein RDC (Rapid Decompression Test) an.
Normalerweise im Passagierflugzeug handelt es sich um einen großen Raum mit Sitzen und einige kleinere Räume z.B. Toiletten, Cockpit.
Sollte es nun zu einem größeren Loch kommen, dass einen massiven Druckverlust auslöst, so strömt die Luft einfach durch den Raum hinaus. Für die kleineren Räume gibt es Blowout Ventile. Das sind Klappen, die sich dann öffnen und dafür sorgen, dass die Luft rauskommt.
Bei Sondereinbauten kann es vorkommen, dass es keinen einheitlichen großen Raum gibt.
Man hat also viele ungleich große Räume. Eventuell sogar mit Türen dazwischen.
Hier wird es interessant. Denn wenn die Luft nicht schnell genug aus einem Raum ausströmen kann, entsteht an einer Wand ein Druckunterschied zwischen beiden Seiten. Wird dieser zu groß, zerreißt die Struktur der Wand. Das darf natürlich nicht passieren.
Also werden auch hier entsprechende Öffnungen eingebaut, größer und mehr, aber vom Prinzip her gleich.
Und diese müssen getestet werden. Sonst gibt es keine Zulassung.

Wie macht man das?

Man legt die Wand oder das Teil mit Öffnung in die Waagerechte und packt Gewichte auf die Öffnung.
Druck ist bekanntlich Kraft pro Fläche. also kann man den Druckunterschied als Kraft darstellen, wenn man die Fläche der Öffnung kennt.
Nun soll so eine Öffnung ja nicht von selbst herausfallen, sie wird also gehalten.
Bis zu einer gewissen Kraft darf sie sich auch nicht lösen.
Allerdings muss sie sich dann spätestens bei einer bestimmten höheren Kraft gelöst haben. Nämlich der Kraft, die dem maximal zulässigen Druckunterschied entspricht.
Und so habe ich mit zwei anderen Kollegen den Tag lang Gewichte gestapelt und geprüft, wann sich die Öffnung auftut.
Jeweils mit Protokoll und Beweisfotos für die Behörde durch einen anderen Kollegen angefertigt.
Bei einer Öffnung musste noch nachgearbeitet werden. Aber sonst passte alles.

Und dann war die Woche auch schon wieder um.

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